Hate-Crime Zahlen erneut drastisch gestiegen: LGBTQ-Dachverbände rufen vor dem Bundeshaus zum Handeln auf
Fast täglich wurde im Jahr 2023 der LGBTIQ-Helpline ein LGBTIQ-feindliches Hate Crime gemeldet: Insgesamt 305 Fälle. Der rasante Anstieg der Meldungen zeigt, dass das deutlich LGBTIQ-feindlichere Klima in den Medien und der Politik reale Konsequenzen auf die Sicherheit von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans, intergeschlechtlichen und queeren Personen hat. Mit einer Aktion auf dem Bundesplatz hat die LGBTIQ-Helpline heute auf diese besorgniserregende Situation aufmerksam gemacht und Medien, Politik und Zivilgesellschaft dringend zum Handeln aufgefordert.
Jedes Jahr am 17. Mai, dem IDAHOBIT (International Day against Homo-, Bi-, Inter- and Transphobia), veröffentlichen die LGBTQ-Dachverbände Transgender Network Switzerland (TGNS), Lesbenorganisation Schweiz (LOS) und Pink Cross den Bericht zu LGBTIQ-feindlichen Hate Crimes in der Schweiz. Dieser basiert auf Meldungen bei der LGBTIQ-Helpline, der Meldestelle für Hate Crimes und Peer-Beratungsstelle für LGBTIQ-Personen. Die LGBTIQ-Helpline wird von den Dachverbänden getragen.
Die Meldungen von LGBTIQ-feindlichen Hate Crimes haben einen neuen Höchststand erreicht: Von 134 im Jahr 2022 haben sie sich auf 305 Meldungen im Jahr 2023 mehr als verdoppelt. Dabei betrafen 40% der Hate Crimes binäre und nicht binäre trans Personen. Anis Kaiser, Leitung Advocacy von TGNS, zeigt sich besorgt: “Die negative Stimmung, die durch transfeindliche Medienbeiträge und politische Vorstösse geschürt wird, hat reale Folgen. So erfahren wir in den letzten Monaten viel stärker offene Anfeindungen und Gewalt – selbst am helllichten Tag auf offener Strasse. Diesem Hass müssen wir uns als Zivilgesellschaft entschieden entgegenstellen!”
Mit der Aktion «305 Stimmen gegen den Hass» hat die LGBTIQ-Helpline heute auf dem Bundesplatz auf die untragbare Situation aufmerksam gemacht: Zeitgleich klingelten 305 Telefone, stellvertretend für die 305 Meldungen, die im Jahr 2023 bei der Helpline eingegangen sind.
Milo Käser, Projektleiter der LGBTIQ-Helpline, erläutert: “Hinter jedem Telefon und jeder Meldung steht ein Mensch, der im letzten Jahr ein LGBTIQ-feindliches Hate Crime erleben musste. Mit dieser Aktion wollen wir die Politik und Gesellschaft aufrütteln: Es braucht unbedingt Massnahmen gegen die Diskriminierung und Angriffe gegenüber LGBTIQ-Personen.” Neben der Meldestelle betreibt die LGBTIQ-Helpline ein Peer-Beratungsangebot, wodurch die Betroffenen von Hate Crimes direkt Unterstützung erhalten können. Ein Drittel nutzten dieses Angebot.
Obwohl die LGBTIQ-Dachverbände seit einigen Jahren vor einer Zunahme von Angriffen warnen und politische Massnahmen fordern, blieb die Politik bisher untätig. Alessandra Widmer, Co-Geschäftsleiterin der LOS, fordert: “Es braucht nun endlich Massnahmen von Bund, Kantonen und Städten. Konkret fordern wir breite Präventions- und Sensibilisierungsmassnahmen in der Gesellschaft, Ausbildungen bei Strafverfolgungsbehörden und Opferhilfestellen sowie einen wirksamen Schutz vor Diskriminierung für trans Personen.”
Zudem fehlt es an finanziellen Mitteln für Beratungs- und Unterstützungsangebote für betroffene LGBTIQ-Personen, wie Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross, erläutert: “Fast alle Angebote der LGBTQ-Dachverbände sind prekär finanziert über private Spenden und Stiftungsbeiträge – auch die LGBTIQ-Helpline. Der Staat hingegen zieht sich aus seiner Verantwortung und lässt Betroffene und Ratsuchende im Regen stehen. Das muss sich nun endlich ändern!”
Wir hören zu! LGBTIQ-Helpline
Von Montag-Freitag, jeweils 19–21 per Telefon und Chat. Jederzeit per E-Mail.
0800 133 133 | www.lgbtiq-helpline.ch | hello@lgbtiq-helpline.ch
Die LGBTIQ-Helpline ist die erste Anlaufstelle für alle Anliegen zum Leben als lesbische, schwule, bisexuelle, trans, nicht binäre, intergeschlechtliche oder queere Person. Sie ist eine Peer-to-Peer Beratungsstelle und die Meldestelle für LGBTIQ-feindliche Gewalt. Das Beratungsangebot richtet sich an alle Menschen, welche Fragen und Anliegen zum LGBTIQ-Lebensumfeld haben – egal, welche sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität sie selbst haben.