Seit der Vatikan am 15. März 2021 ein Segnungsverbot für homosexuelle Paare ausgesprochen hat, mehren sich die Gegenstimmen, auch in der Schweiz! Die Lesbenorganisation Schweiz hält an ihrer Forderung fest, die Schweizergarde aus dem Vatikan abzuziehen. Der Vatikan soll weder Schutz noch Unterstützung von der Schweiz und ihrer Armee erhalten. Denn was nun nötig ist, ist ein klares Zeichen gegen die Ausgrenzung von LGBTIQA+ Menschen.
Am Montag bekräftigte die Glaubenskongregation des Vatikans, dass Homosexualität eine “Sünde” ist und bestätigte, dass gleichgeschlechtliche Paare deswegen keine Segnungen empfangen dürfen. In der Schweiz führte dies in den letzten Tagen zu harscher Kritik, u.a. durch das Bistum St. Gallen und den Schweizerischen Katholischen Frauenbund.
Papst Franziskus, der in den letzten Jahren mehrfach als Befürworter gleichgeschlechtlicher Liebe aufgetreten ist, lässt dies geschehen. Gleichzeitig geniesst sein Amt seit 515 Jahren den Schutz der Schweizer Gardisten: Sie begleiten ihn auf Auslandreisen, bewachen die Eingänge der Vatikanstadt und verrichten zahlreiche Dienste im Namen des Vatikans. Für die Schweizergarde darf sich bewerben wer männlich, praktizierender Katholik und Schweizer Bürger mit einer abgeschlossenen RS ist.
Die Eidgenossenschaft pflegt diplomatische, politische und finanzielle Verbindungen zur päpstlichen Schweizergarde: So hat der Bundesrat 2020 einen Betrag von fünf Millionen für den Umbau der Kaserne der päpstlichen Garde gesprochen, der von einem Schweizer Architekturbüro realisiert wird. Die öffentliche Kommunikation des Bundes betont immer wieder die Relevanz der Schweizergarde als “Bindeglied” zwischen der Eidgenossenschaft und der Vatikanstadt. Gleichzeitig will die Schweiz mit dem Diskriminierungsverbot in Artikel 8 der Bundesverfassung garantieren, dass ihre Bürger*innen innerhalb und ausserhalb der Schweiz gleich behandelt und nicht diskriminiert werden. Schweizer Soldaten in den Dienst eines Staats zu stellen, der gleichgeschlechtlich Liebende diskriminiert und ausgrenzt, ist deswegen unverantwortlich und gefährdet direkt das Wohlbefinden der Betroffenen. Die Schweiz steht in der Verantwortung, die entsandten Soldaten zu schützen.
Aus Sicht der LOS darf die Eidgenossenschaft ihre eigenen Soldaten nicht in ein Land schicken, das nicht allen Menschen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, die gleichen Rechte garantiert. Nach der Abstimmung vom 9. Februar 2020 über die Erweiterung der Rassismusstrafnorm sind öffentliche Aufrufe zu Hass aufgrund der sexuellen Orientierung in der Schweiz tatsächlich strafbar und dies nicht ohne Grund: Gleichgeschlechtliche und queere Liebe als “Sünde” zu bezeichnen, hat nicht nur schwere Folgen für die psychische Gesundheit der LGBTIQA+ Community, sondern auch für den gesellschaftlichen Frieden. Die LOS fordert deswegen den Rückzug der Schweizergarde aus dem Vatikan sowie eine sofortige Beendigung der finanziellen, kulturellen und politischen Beziehungen mit der Vatikanstadt, die eine derart menschenverachtende Haltung gegenüber gleichgeschlechtlichen Paaren vertritt.